jo.art

1995 kam ich nach München. Ich hatte vor, nach der Opernschule erst mal lange, lange auf der Bühne zu stehen, bevor ich später dann als Regisseur und Ausstatter arbeiten wollte.

Ich stand dann ja auch in verschiedenen Produktionen auf der Bühne, obwohl ich auch früh nebenbei als Lichtdesigner oder Bühnen- und Kostümbildner Ausflüge gemacht hatte.
Dann aber bemerkte ich recht schnell eine drastische Veränderung in der „Sprache“ der Bühnen, merkwürdigerweise in einer rasanten Entwicklung nach Everdings Tod. Ich hatte plötzlich das Gefühl, in jeder Produktion auf leerer Bühne zu stehen und entweder mit einem Anzug oder mit Jeans und weißem T-Shirt kostümiert zu werden. Maske wurde mehr und mehr zur reinen Filmschminkerei.

Und so kam es, dass ich früh ausbrach und beschloss mit meiner Partnerin ein eigenes Theaterensemble auf die Beine zu stellen. Wir begannen 1997 in der Erlöserkirche an der Münchner Freiheit mit dem aufwändigen Projekt „requiem“, einer tanz- und musiktheatralischen Inszenierung der Mozart-Requiem-Fragmente mit Texten von Michael Ende und Hans Henny Jahnn.

Bis heute gibt es das Ensemble jo.art, dass unterdessen die unterschiedlichsten Projekte mit den unterschiedlichsten Darstellern und Tänzern an der unterschiedlichsten Orten umgesetzt hat.
Nach der Münchner Zeit auch mehrere Jahre in Lübeck. Dort am ehesten in der Kulturdornse zu Lübeck, einen Salon, den wir gründeten für kleine exklusive Abende mit Aufführungen, Konzerten, Lesungen.

Wie es nun, nach der hoffentlich bald ganz überstandenen Corona-Pandemie, weitergeht, wird sich zeigen. Unterdessen sitze ich als Kopf des Ensembles in Wiesbaden, wenngleich sicher nicht für immer, und versuche mehr und mehr auch virtuelle Konzepte zu entwickeln. Und welche, die die Darstellende Kunst mit der Bildenden verbinden.

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